Schmuggler wollten 5000 Dosen Thiopental in den Iran bringen. Das Schlafmittel wird vor Exekutionen eingesetzt und von Geheimdiensten als Wahrheitsserum genutzt. In der Medizin dient es als Narkotikum.
Anfang April wurde bekannt, dass Beamte des Zollamts Bonn bereits Mitte März ein Paket mit 2,5 Kilogramm Thiopental beschlagnahmt hatten, das an einen Empfänger im Iran adressiert war. Das Medikament ist ein Schlafmittel, das aber keine schmerzbekämpfende Wirkung hat. Staaten, in denen die Todesstrafe gilt, setzen es häufig vor Hinrichtungen ein. Bei Exekutionen in den USA nutzen die Behörden Thiopental als erstes von drei Mitteln eines tödlichen Cocktails, der Todeskandidaten gespritzt wird.
Gefangene gefügig machen
Das Medikament wird außerdem als Wahrheitsserum eingesetzt. Vor allem Geheimdienste totalitärer Staaten sollen es anwenden. Zwar führt die Verabreichung der Droge nicht zwangsläufig dazu, dass Gefangene im Verhör die Wahrheit sagen, aber sie haben in der Regel eine verringerte Urteilsfähigkeit und ihre Konzentration lässt nach.
Die Anti-Folter-Verordnung der Europäischen Union verbietet die Ausfuhr des Medikaments, falls die Gefahr besteht, dass es in den Empfängerländern entweder zur Exekution von Menschen oder zur Folter eingesetzt wird. Damit ist seit dem 16.12.2011 EU-weit eine Ausfuhrgenehmigung für das Medikament Pflicht.
Henker haben Nachschubsorgen
Weil der einzige US-Hersteller, die Firma Hospira, sich weigert, Thiopental zum Zwecke von Hinrichtungen auszuliefern, kam es zu Versorgungsengpässen. Zahlreiche Bundesstaaten mussten in den letzten Monaten Hinrichtungen verschieben. Ein alternatives Medikament stand nicht zur Verfügung, denn nach amerikanischem Recht dürfen die Behörden den Giftcocktail nicht auf eigene Faust ändern.
Die Herstellung und der Export von Thiopental sind nicht grundsätzlich verboten, weil das Mittel auch legitimen medizinischen Zwecken dient. Insbesondere in der Intensivmedizin kommt es häufig zum Einsatz. Thiopental gehört zu den Barbitursäuren, einer Gruppe von Narkotika. Es wirkt bereits nach wenigen Sekunden einschläfernd. Die Wirkung hält bis zu 15 Minuten an.
Einsatz auf der Intensivstation
In der Anästhesie dient es daher zur Einleitung einer Narkose. Im Falle von schweren Erkrankungen, die mit einem erhöhten Hirndruck einhergehen, oder im Falle eines andauernden epileptischen Anfalls, wird es auch intravenös über einen längeren Zeitraum verabreicht.
Ärzte setzen zur Betäubung zwischen fünf und sieben Milligramm des Mittels pro Kilogramm Körpergewicht ein. Eine Überdosierung tritt etwa bei der zehnfachen Menge der Droge ein. Sie kann zum Tod durch Atemstillstand führen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen